Laudatio zur Ausstellung im Kunstverein Coburg, 8.3. - 21.4. 2014
Bernd Hohenstein


Zuallererst möchte ich mich bedanken. Zum einen ganz persönlich bei Wieland Prechtl dafür, dass er
ausgerechnet mich dafür ausgesucht hat, Ihnen seine Werke näher zu bringen.
Zum andern möchte ich mich bedanken im Namen der Glaserei und Galerie Späth bei Herrn Goslar,
stellvertretend für den Kunstverein, dafür, dass Wieland die Möglichkeit hat, seine Werke heute hier in
diesem Umfang zu präsentieren.

Uns hat Wieland mit seiner Kunst schon lange in Bann geschlagen. Und damit sind wir nicht die Einzigen:
2011 haben wir ihm eine Einzelausstellung in der Remise gewidmet und seitdem sind wir seine
Galerievertretung in Coburg.
Er kann auf eine lange Liste an Ausstellungen zurückblicken und ist für seine Kunst mehrfach geehrt und
ausgezeichnet worden. 2007 erhielt er den Förderpreis der 29. internationalen Kunstausstellung Hollfeld.
2011 wurde er in den Künstlerkreis der Kunstzeitschrift Vernissage-Atelier aufgenommen. 2013 ist er ist
Coburg mit dem Kunstpreis blau-orange geehrt worden und demnächst erscheint er in den „Kunstwelten“ der
Firma Boesner – ein Kompendium, das auf über 600 Seiten „100 bemerkenswerten europäischen Künstlern“
gewidmet ist.
Wieland Prechtl stellt in vielen Länderen Europas aus und hat 2007 und 2008 auch schon den Sprung über
den großen Teich auf die Art Expo in New York geschafft. Heuer ist er neben Ausstellungen in Prag, Coburg,
Grünsfeld und Bayreuth im dritten Jahr in Folge zur Jahresausstellung der Münchener
Künstlergenossenschaft eingeladen. Er ist in namhaften Sammlungen, u.a. in der Bayerischen
Staatsgemäldesammlung München vertreten.


Was ist das Besondere an seinen Werken? - Versuch eine Beschreibung
Wieland arbeitet abstrakt – aber nicht ungegenständlich. Seine Bilder imaginieren Landschaften.
Landschaften, die uns fremd sind, aber auch auf eigenartige Weise vertaut. Wir kennen Ähnliches aus den
Polregionen der Erde und aus geologisch aktiven Gegenden. Er bringt die Elemente Erde-Wasser-Feuer-
Luft regelrecht in Aufruhr. So, oder so ähnlich stellen wir uns das Jugendstadium einer Welt vor, in dem die
Elemente noch nicht voneinander getrennt sind, in dem Leben noch nicht – oder gerade erst in seinen
einfachsten Formen – Fuß fasst. - Oder das Endstadium, nach dem alles Leben, selbst die Zeit erloschen
scheint...
Er lässt uns an Beben und Vulkanausbrüchen teilhaben, wirft uns mitten in die sturmgepeitschte See, lässt
uns die trockene Hitze der Wüste und die nasse Kälte von Nebel, Eis und Schnee spüren.
Er lässt uns aber auch ruhevoll über weiten Horizonten schweben und lenkt den Blick über gewaltige
Gebirge in Licht und Dunkelheit des Weltalls.
Er ist ein Reisender, der uns mitnimmt andere Welten, auf ferne Planeten - etwa in den Glutofen der Venus,
in die Wüsten des Mars, in die Stürme des Jupiter, in die Eswüsten der Monde Europa und Io und noch
weiter, durch galaktische Wolken in Welten, in denen die Ursuppe brodelt, in denen Leben im Begriff ist, zu
entstehen, um sich explosionsartig im nassen wie im trockenen Element zu verbreiten.

Aus nordischen Landschaften, Wetterphänomenen, Lichterscheinungen und geologischen Umwälzungen
schöpft er seine Inspirationen. Aber man fragt sich, ob diese Bilder wirklich gemacht sind – sie scheinen
unmittelbar aus ihm herauszufließen – er selbst sagt auch, dass er gar nicht anders kann.
Gleichwohl entwickelt er selbstverständlich seine konkrete Bildidee und verfügt über Techniken, diese
meisterhaft umzusetzen. Dabei geht er weit über die Möglichkeiten der Tafelmalerei mit Öl-, Acryl- und
Lackfarben hinaus und bedient sich einer Vielzahl „montaner“ Materialien, die er gezielt entsprechend ihrer
Bildwirksamkeit einsetzt.
Dazu gehören Gesteine, von Steinmehl über Sand und Splitt bis hin zu größeren Schieferplatten - Metalle,
wie Blei, Blattgold, Aluminium, Stahl, oxydiertes Eisen - andere Hochofenprodukte wie Glas, Asche,
Schlacken – und sogar fossile Materialien wie Bitumen oder Kohle.
Farb- und Materialschichten verschmelzen, verlaufen oder stoßen sich gegenseitig ab, bilden Erhebungen,
Risse und Krater. So entstehen Strukturen, die mitunter an kartographische Reliefs erinnern, die schon
Landschaften in sich sind. Kühn setzt er Kontraste aus glänzenden, hoch reflektierenden Flächen gegen
matte Partien, in denen das Licht geradezu versickert.
Das Licht spielt überhaupt eine besondere Rolle für diese Bilder. Ähnlich wie bei der Skulptur ist es durchaus
wesentlich, aus welcher Richtung das einfallende Licht kommt. Eigentlich müsste es über diese Bilder
wandern, wie die Sonne, denn Glanzpunkte und Schatten verändern sich bei unterschiedlichem Lichteinfall –
und das ist nicht unbedeutend für die Bildwirkung. Gerade die Bewegung des Lichts verstärkt doch auch die
oft stürmische Bewegtheit des Dargestellten.

Wieland Prechtls Bilder sind spannungsvolle Werke des Umbruchs. Er wirft uns zwischen Werden und
Vergehen. Und das im wahrhaft großen Maßstab. Der Mensch ist ihm dabei zu klein, um selbst oder indirekt
in seinem Wirken dargestellt zu werden. Er ist verzichtbare Marginalie.
Und gerade damit vermittelt Wieland Prechtl uns in seiner Kunst eine Vorstellung von Chaos und Kosmos. Er
erhebt uns zu einem besonderen Verständnis für die Erhabenheit der großen Bildnerin Natur.

Damit bedanke ich mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen, dass der Funke überspringt und Sie
sich genauso für Wielands Werke begeistern können, wie wir.